Zu Ehren des Mondes - Das Äquinoktium im Herbst
Über ein Jahr gibt es zwei Äquinoktiums, zwei „Tag- und Nachtgleichen“, zweimal im Jahr sind die Tage und die Nächte exakt gleichlang. Das Äquinoktium im September läutet den Beginn des Herbstes ein, den Beginn der Erntezeit und der kommenden kalten Jahreszeit in der nördlichen Halbkugel der Erde.
Das Herbst-Äquinoktium findet jährlich entweder am 22., 23. oder 24. September statt. Damit beginnt der kalendarische Herbstanfang. In der Astrologie steht der Herbstpunkt an dieser Stelle im Planet-Zeichen der Venus und im Sternzeichen der Waage. Hier lässt sich der astronomische Herbstanfang bis auf die Sekunde genau berechnen. Doch schon vor der modernen Wissenschaft war es den Menschen möglich, den Zeitpunkt des Äquinoktiums vorherzusagen. Jahrtausende alte Bauwerke machten es möglich. Bis zum heutigen Tag werden zur Tag- und Nachtgleiche wichtige Feste gefeiert.
Was genau geschieht beim Äquinoktium?
Auf der Nordhalbkugel der Erde beginnt der Herbst, wenn die Sonne Richtung Süden wandert. Dazu überquert sie den Äquator. Der größere Teil der Sonnenstrahlen fallen in der kalten Jahreszeit auf die südliche Hemisphäre unterhalb des Äquators, während die Nordhalbkugel weniger Lichtstrahlen und Wärme abbekommt.
Grund dafür ist die Neigung der Erde. Unser Planet ist etwa 23,5 Grad zur Sonne geneigt. Daher bekommen das ganze Jahr über beide Hälften nicht die gleiche Menge an Sonnenstrahlen ab. Die Ausnahme sind die bei Äquinoktien.
Hier steht die Sonne exakt auf dem Äquator und beide Erdhälften bekommen dieselbe Menge an Licht und Wärme ab. Daher sind an den beiden Äquinoktien die Tage und Nächte gleich lang: 12 Stunden Tag, 12 Stunden Nacht. Winter- und Sommersonnenwende markieren die Tage mit der längsten Nacht und dem längsten Tag.
Der Herbstbeginn
Für die Menschen der Vorzeit war das Herbst-Äquinoktium der Startschuss für die Vorbereitungen auf den Winter. In den Wäldern färbten sich die Laubblätter braun und fielen zu Boden, die Tage wurden kürzer und kälter, die Vögel flogen gen Süden und die Tiere, die blieben, sammelten Futter oder fraßen sich ein dickes Fell an.
Die Menschen läuteten diese Zeit mit Festen und Riten ein, um sich auf die kommende Jahreszeit innerlich einzustellen. Darauf folgte die Ernte der Felder. Dass der Herbstbeginn von großem Interesse für die Menschen war, zeigen bedeutende Bauwerke und Feiern.
Stonehenge während der Tag- und Nachtgleiche
Die Druiden in England und ihre Vorfahren beobachteten seit Jahrtausenden die Tag- und Nachtgleichen. Ein wichtiges Instrument dafür war Stonehenge. Auch heute noch wird im neopaganistischen Gewand die herbstliche Tag- und Nachtgleiche in Stonehenge gefeiert.
Neo-Druiden und Wicca treffen sich hier jeden September. Das 5000 Jahre alte Monument diente dazu, die Sommer- und Wintersonnenwende sowie die Tag- und Nachtgleichen vorherzusagen, indem die Sonne zu bestimmten Zeiten durch die Steine schien.
Der Erntemond
Mit der industriellen Revolution und dem Beginn der modernen Landwirtschaft hat der „Erntemond“ seine Bedeutung verloren. Doch für die Menschen auf der Nordhalbkugel war er für Jahrtausende ein wichtiger Helfer bei der Ernte. In manchen Gegenden bekamen die unterschiedlichen Vollmonde des Jahres bestimmte Namen. Der Vollmond, der nahe des Äquinoktiums im Herbst aufging, wurde auch als „Erntemond“ bezeichnet.
Sein Licht spielte eine wichtige Rolle für die Bauern, denn somit konnten sie bis in die Nacht hinein arbeiten. Das Besondere an ihm ist nicht etwa, dass der Erntemond sehr hell oder groß ist. Was ihn so besonders macht, ist der Umstand, dass er wesentlich schneller aufsteigt und auch mehrere Tage hintereinander zur selben Zeit.
Normalerweise geht der Vollmond jede Nacht etwa 50 Minuten später auf. Der Erntemond steigt jedoch fast zur gleichen Zeit hintereinander über den Horizont. Gleichzeitig fällt der Mondaufgang mit dem Sonnenuntergang zusammen, was zur Folge haben kann, dass der Mond in ein rötliches Licht getaucht ist.
Feste zum Äquinoktium im Herbst
Unterschiedliche Feste werden zum Äquinoktium im Herbst gefeiert. Das traditionelle Erntedankfest in Großbritannien wurde am Sonntag des Vollmondes gefeiert, welcher der Tag- und Nachtgleiche am nächsten war. Im Wicca-Jahreskreis markiert die Tag- und Nachtgleiche im Herbst den Beginn des Monats „Mabon“ zwischen dem 20. bis 23. September. Die Bezeichnung rührt von der keltischen Gottheit Maponos her. Auch beim Beginn des Monats Mabon wird ein Erntedankfest gefeiert.
In China wird traditionell das Mondfest gefeiert. Es findet am 15. Tag des achten Monats im traditionellen chinesischen Mondkalender statt. Der genaue Tag kann variieren und von Mitte September bis zum frühen Oktober reichen. Während des Mondfestes opferten die chinesischen Kaiser dem Mond. Es wurde Tradition, in der Nacht des festes den Vollmond zu bewundern.
In anderen asiatischen Ländern und der spirituellen Kultur Asiens entwickelten sich ähnliche Feste. In Südkorea wird heute noch „Chuseok“ am 15. Tag des achten Mondmonats gefeiert. Der Name lautet „Herbstabend“. Zur Feier wird in Südkorea ordentlich im Hause des Familienoberhauptes geschlemmt. Außerdem werden die Ahnen verehrt.
Jedes Jahr ist beim Chuseok das ganze Land unterwegs, Verkehrschaos vorprogrammiert. Das Äquivalent dazu in Japan heißt „Tsukimi“, ein beliebtes japanisches Fest zu Ehren des Vollmondes. Dieses Fest wird am 15. Tag des achten Monats im traditionellen japanischen Sonnenkalender gefeiert.
Die Japaner opfern dem Mond Speisen, etwa Süßkartoffeln, Bohnen und Maronen. Das Fest geht auf die Tradition zurück, Feste zu Ehren des Erntemondes zu feiern. Außerdem feiern die Japaner am 22. September offiziell den Herbstanfang. Das Fest wird „shūbon no hi“ genannt.
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